Woven Hand (USA)
support: Birch Book (USA)

Ist es schlecht, wenn ein Album an keiner Stelle den Anflug von Erlösung
verspricht? Wenn nichts Fröhliches daher kommt, sondern einer in alle Tiefen der
Seele hineinführt. Nein, das ist nicht schlecht. Denn die Welt ist schlecht und
sie will im Lied einfach nur abgebildet werden. Und um das hinzukriegen helfen
vor allem Beten und Flehen. Keiner tut das eindringlicher als David Eugene
Edwards. Und zwar seit langer Zeit und in verschiedenen großartigen Projekten
(man denke nur an 16 Horsepower), von denen seit Jahren Woven Hand jenes ist,
das er mit der meisten Energie betreibt. Aktuell lässt sich Edwards
illusionsloses Weltbild aus Bibel und Country, aus Folk und Gebet auf dem Album
„Ten Stones˜ nachhören.

Das Alte Testament wird auch hier wieder als Referenz herangezogen. Anleihen
aus Folk, Country und Rock werden zu Songs, die einem Angst machen können. Das
passiert nicht nur, weil diese Songs so intensiv daherkommen, sondern weil sie
immer so viel Wahrheit erzählen, dass man sich ertappt fühlt. Der Ich-Erzähler
in diesen Geschichten – so viel steht bei jedem Auftritt (unter anderem auch
schon im Rockhouse) im Gesicht von David Eugene Edwards geschrieben, existiert
nicht allein als Kunstfigur. Edwards versinkt während seiner Konzerte hinter
geschlossenen Lidern. Nur selten reißt er die Augen auf, als hätte er das Licht
am Ende des Tunnels gesehen. Eine Haarsträhne klebt am Schweiß, der Anstrengung
dokumentiert, mit der hier jedes Wort mit bebender Ernsthaftigkeit die Welt
erreichen muss. Eine hervorragende Gelegenheit, die Seele in den überragenden
Liedern eines leider unterschätzten Künstlers zu erkunden.

Bobin Eirth, Sänger der Band In Gowan Ring, reduziert in seinem Soloprojekt Birch Book die  Musik weitgehend auf Gitarren, Gesang, dezente Perkussion sowie seltene Violinen- und Mundharmonika-Begleitung.